LUIGI NONO

Freitag 17.10. | 19 Uhr

(1924 – 1990)

Luigi Nono galt in den 1950er-Jahren gemeinsam mit Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez als einer der führenden Vertreter der neuen Seriellen Musik der so genannten Darmstädter Schule. Nono gilt als ein Vertreter des „kritischen Komponierens“, die insbesondere die Rolle Kunst in einer Gesellschaft hinterfragen. Er thematisierte in seinen Werken ab den 1960er-Jahren Beispiele für soziales und politische Engagement, wie etwa „La fabbrica illuminata“ für Sopran und Tonband aus dem Jahre 1964.

Nono war Freiburg seit 1981 durch die Zusammenarbeit mit dem Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung eng verbunden.

„La fabbrica illuminata“ für Sopran und Tonband (1964). Nach Texten von Cesare Pavese und Giuliano Scabia.

Die Tonaufnahmen der Real-Geräusche stammen aus einem Walzwerk in Genua. Das elektronische Material wurde im Studio di Fonologie der RAI in Mailand realisiert Das Werk ist den Arbeitern der Italsider-Werke von Genua-Cornigliano gewidmet. Bei einer Aufführung verbindet sich eine Live-Gesangspartie (Mezzospran) mit der Tonbandwiedergabe.

Im Gespräch mit Hansjörg Pauli hat Luigi Nono 1969 erläutert, was er erlebt hat, wenn er diese Komposition italienischen Arbeitern vorgeführt und mit ihnen diskutiert hat:

„Niemand wunderte sich, ob das noch Musik sei, und niemand meinte, allenfalls ginge solche Musik als Begleitung zu science-fiction am Fernsehen. Ganz direkt wollten die Arbeiter wissen, wie das komponiert sei, wie aus Fabriklärm und Tarifverträgen Musik werden könne. Sie bezogen, was sie hörten, sofort auf sich. Undd dann warfen sie mir vor, die Geräusche in meinem Stück, in „La fabbrica illuminata“, seien bei weitem nicht so stark wie die, die sie gewöhnt seien. Das fiel ihnen au. Sie sahen ein, daß sie bisher wie Roboter in die Fabrik gegangen waren und ihre Arbeit getan hatten, ohne weiter darüber nachzudenken. Jetzt wurde ihnen, durch den Vergleich, plötzlich bewußt, unter welchen akustischen Bedingungen sie arbeiteten, und sie begannen sich zu überlegen, ob das denn so sein müsse, und ob es nicht eine Möglichkeit gebe, das zu ändern.“