Bernardo M. Kuczer
Notizen zu seinen digitalen Bildern „Die Orte“
(in der Ausstellung die Nummern 8 – 10)
Notiz vom 14.10.17
Wenn man sich einem Gemälde nähert, wird die verwendete „Technik“ transparent und wandelt sich von einer Fläche/Oberfläche zu einem Punkt. Deshalb habe ich die Bilder groß gedacht, um Details offensichtlich zu machen. Interessant sind für mich auch die Komplexitätsgrade, die allgemeine Färbung zu Grau oder zur Farbe hin und die spezifische Färbung, der Kontrast oder der Schatten.
Notiz vom 30.05.18
Auf dieser Reise werden Volumina, Elemente, Räume, Formen usw. aus verschiedenen Blickwinkeln beobachtet. Deshalb sind Wiederholungen oder auch scheinbare Wiederholungen möglich. Die Lauflinien erzeugen Tiefe und Einblicken in Räume. Es ist eine musikalische Komposition.
Notiz von 20.11.20
Es handelt sich um räumliche „Szenen“, virtuelle Spaziergänge durch einen Raum, eine Stadt oder durch Bibliotheken, Zeitungsarchive, Observatorien, Dschungel Die verworrene Stadt. Die verworrene Sicht Die Entfernung „Der gefundene Raum“
Bernardo Kuczer über die Entstehung der digitalen Klänge,
am Beispiel „XM’ng’lia“
Notiz vom 23.12.2017
Spät am Abend generierte das von mir in sehr langen Jahren absolut eigenständiger Arbeit entwickelte Computerprogramm „XM“ eine erste, sogenannte „Composer assisted /Non-Composition“. Etwas an der Klang-Aura dieser Musik, erinnerte mich an Bernhards (Wulff) exotische Aufenthaltsorte, vermutlich auch, weil ich ihm die Nacht zuvor zum 69. Geburtstag per Mail gratuliert hatte. Ich nannte es, in kleiner Widmung: „XM’ng‘lia“.
Es gehört jetzt zu einer Werkgruppe „Anima XMachina“ die vom Komponisten assistiert, bis zu total vom Computer autonom generiete digitale Musik reicht. Andererseits gehört „XM’ng’lia“ auch zu einer Gruppe von Arbeiten, die ich „Apócrifos Universales“ nenne: Digitale Computermusik (Musica sin el factor humano), die von bestimmten Algorithmen kontrolliert und sogar aus reinem Zufall entstehend, menschlichen Stereotypen, Stilen und Ideen, Ästhetik, Geschmack, Philosophie, Zeitgeist, Modernität, Identität, Einzigartigkeit, Zugehörigkeit ähneln können.
Es stellt sich allerdings die Frage: Wem gehört dieses Stück eigentlich, ihre Autorenschaft, Ästhetik? Mir gehört sicherlich die Verantwortung und vor allem, der lange Weg dahin. Mein Studienfeld sind die Verläufe des Musizierens, Improvisierens, Komponierens, wie entsteht Musik und wie entsteht eine Ästhetik.
In einem Feld lässt sich manchmal etwas wunderbares erleben: Wenn man ein Computerprogramm mit gewissen Vorgaben (Rhythmen, Harmonien, Materialien, Klängen, „Gewürzen“, „Aromen“, Faserungen, Texturen usw.) füttert und wie diese sich dann beim Arbeiten ausbreiten, sogar ganz verselbständigen und sich mit großer „Gewissheit“, „Können“, „Stilsicherheit“ entfalten. Merkwürdig, so weit oder nah sich Computer und Mensch stehen, ich glaube, in dieser Musik schwingt etwas nahes, „versipptes“, dessen Ringe bis zu den Weiten, Breiten Bernhards (Wulff) ausschweifend, ausschreitend, ihn auch zum Mitschwingen bringen könnten… Kein anderer Mensch/Musiker hat so zu mir gehalten seit jener Zeit
Bernardo M. Kuczer über seinen Zyklus
„CIVILIZACIÓN O BARBARIE“ (1984)
Die Erfahrung des Zuhörens von „Civilización o Barbarie“ vergleiche ich mit der eines Eintauchens in eine Art flüssiges Medium, in einen flüssigen Klangraum, dessen Dichte mir mehr der „Viskosität“ eines Gels oder Glycerins, als der des Wassers zu ähneln scheint. Es gibt einen Konflikt, der zwischen unseren eigenen inneren Fantasien, Erwartungen, Einschränkungen und Wünschen und dem entsteht, was uns die Außenwelt, die Gesellschaft, aufdrängt. Dieser Tonbandzyklus ist eine Erfahrung beim Versuch, einige dieser Abwehrmechanismen zu durchbrechen und einige davon zu überwinden. Die verbotenen Teile meiner selbst hinterlassen „klingende Spuren“, Beweise für die Existenz anderer „Zivilisationen oder Barbareien“ in mir. Der Titel fordert den Hörer dazu auf, ein Urteil zu fällen und zu entscheiden, welches dieser beiden Gebiete ich besucht habe.
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